Die Illustration zeigt drei Personen in fragenden Positionen.

Häufige Fragen & Antworten

Primärversorgung ist die erste Anlaufstelle für alle Menschen mit gesundheitsbezogenen Fragen und Anliegen. Das Tätigkeitsfeld ist vielfältig. Der Berufsalltag lebt von intra- und vor allem interprofessioneller Zusammenarbeit. So entwickeln verschiedene Berufsgruppen unterschiedliche Fragestellungen.

Ob Sie nun bereits in der Primärversorgung arbeiten oder auf der Suche nach dem richtigen Job sind: Die häufigsten Fragen und die dazugehörigen Antworten finden Sie hier.

Primärversorgung ist die erste Kontaktstelle bei allen gesundheitsbezogenen Fragen im öffentlichen Gesundheitssystem. Neben der Behandlung von akuten oder chronischen Erkrankungen leistet sie auch einen wesentlichen Beitrag zur Gesundheitsförderung und Krankheitsprävention in der Bevölkerung. Zentral ist auch die Förderung der psychosozialen Gesundheit durch entsprechende Betreuungsangebote.

Ziel ist eine integrierte Gesundheitsversorgung - von der Geburt bis ins hohe Alter. Primärversorger:innen - neben niedergelassenen Allgemeinmediziner:innen handelt es sich oft um ein multiprofessionelles Team aus Gesundheits- und Sozialberufen - kennen die Vorgeschichte und Lebensumstände ihrer Patient:innen. Gemeinsam koordinieren sie den weiteren Verlauf der Behandlung. Eine gut ausgebaute Primärversorgung mit attraktiven Angeboten trägt dazu bei, sowohl den Gesundheitszustand als auch die Gesundheitschancen der Bevölkerung zu verbessern.

Als erste Anlaufstelle kann die Primärversorgung folgende Aufgaben erfüllen:

  • Erkennung, Diagnostik und Behandlung von akuten, chronischen und Mehrfach-Erkrankungen durch kurative, pflegerische, rehabilitative und palliative Maßnahmen und Tätigkeiten
  • Schulung und Anleitung von Patient:innen und deren pflegende Angehörige sowie Laienbetreuer:innen
  • Gesundheitsförderung 
  • Krankheitsprävention
  • soziale Unterstützung, psychosoziale und psychische Betreuung
  • wohnortnahe und aufsuchende Versorgung im Wohnumfeld
  • kontinuierliche Betreuung
  • Koordination des Versorgungsprozesses
     

Eine gut ausgebaute Primärversorgung bringt viele Vorteile: Der Gesundheitszustand der Bevölkerung kann verbessert, Gesundheitschancen können gesteigert werden. Darüber hinaus mindert ein starkes Primärversorgungssystem auch die Anzahl nicht notwendiger Krankenhausaufenthalte.

So sichert eine integrative Primärversorgung mittels interprofessioneller Zusammenarbeit, dass die Bevölkerung adäquat und effizient behandelt und versorgt wird – und das so nahe wie möglich am Wohnort. Nicht zuletzt stärkt sie die Gesundheitskompetenz der Menschen, weil auch die Gesundheitsförderung und Krankheitsprävention einen großen Stellenwert haben. Dies alles hat zur Folge, dass die Bevölkerung selbst maßgeblich zum Gelingen einer gesunden Lebensführung beitragen kann.

Neben den Hausärzt:innen in Einzelordinationen gibt es weitere Formen der Zusammenarbeit: Organisationsformen wie z. B. Gruppenpraxen und Primärversorgungseinheiten. Unabhängig von der Organisationsform handelt es sich immer um die erste Kontaktstelle in Wohnortnähe mit dem oben beschriebenen Rollenverständnis. 

Die multiprofessionelle Primärversorgung zeichnet sich durch die Einbindung nahezu aller Gesundheits- und Sozialberufe aus.
Neben Allgemeinmediziner:innen und Ordinationsassistent:innen sind das zum Beispiel Angehörige

Eine Primärversorgungseinheit (PVE) leistet durch verbindliche Zusammenarbeit in einem Team aus Angehörigen mehrerer Gesundheits- und Sozialberufe eine an Gesundheit orientierte Grundversorgung für die Bevölkerung in der jeweiligen Region.

Jede Primärversorgungseinheit hat ein auf die jeweilige Region zugeschnittenes Leistungsangebot, das im sogenannten Versorgungskonzept definiert wird. Eine Primärversorgungseinheit tritt nach außen immer als eine Einheit auf.

Angebote und Aufgaben einer PVE

Primärversorgungseinheiten erweitern das Angebot auf Ebene der Primärversorgung. Dadurch ergeben sich sowohl für die Bevölkerung als auch für Personen aus Gesundheits- oder Sozialberufen neue Möglichkeiten: Die interprofessionelle Zusammenarbeit ermöglicht eine ganzheitliche Versorgung und kontinuierliche Koordination der einzelnen Leistungen. Verlängerte Öffnungszeiten sind nicht nur ein Vorteil für Patient:innen, sondern bedeuten auch flexiblere Arbeitszeiten für das gesamte PVE-Team.

Das Bild zeigt die Zielgruppen einer PVE.

© Mariella Drechsler

Das Leistungsangebot wie auch die Aufgaben einer Primärversorgungseinheit sind vielfältig: Neben der Versorgung akuter und chronischer Erkrankungen stehen Gesundheitsförderung, Prävention sowie psychosoziale Gesundheit im Fokus. Das PVE-Team koordiniert den Versorgungsprozess von der Säuglingszeit bis ins hohe Alter.

Das Bild zeigt das Aufgabenprofil einer Primärversorgungseinheit.

© Mariella Drechsler

Die wesentlichen Merkmale einer Primärversorgungseinheit

  • wohnortnah: Die PVE ist erste Anlaufstelle für alle Menschen mit gesundheitsbezogenen Anliegen. 
  • integrativ: Die PVE bietet ein umfassendes Versorgungsangebot, das Gesundheitsförderung, Krankheitsprävention und qualitativ hochwertige und effiziente Krankenbehandlung vereint.
  • multiprofessionell: Das integrative Versorgungskonzept gelingt durch die enge und interprofessionelle Zusammenarbeit verschiedener Gesundheits- und Sozialberufe.

In einem Primärversorgungsteam sind Personen aus verschiedenen Berufsgruppen tätig. Die Allgemeinmediziner:innen und die Angehörigen des gehobenen Dienstes für Gesundheits- und Krankenpflege bilden zusammen mit der Ordinationsassistenz das sogenannte Kernteam, das bei Bedarf um Fachärzt:innen für Kinder- und Jugendheilkunde ergänzt wird. Je nach Region und Leistungsangebot können im erweiterten Team zum Beispiel Personen aus den Bereichen Ergotherapie, Diätologie, Psychologie oder Sozialarbeit in einer PVE mitwirken, um das Versorgungsangebot zu erweitern

Jede Berufsgruppe und jede Person übernimmt verschiedene Aufgaben. Diese werden entsprechend den berufsrechtlich geregelten Zuständigkeiten und Kompetenzen aufgeteilt.

Wie viele Teammitglieder in einer PVE zusammenarbeiten, hängt von den Anforderungen im Zusammenhang mit dem Leistungsspektrum ab. Auch der regionale Bedarf spielt hierbei eine Rolle.

Wichtig ist auch die Zusammenarbeit mit externen Partner:innen in der Region: Kooperiert wird unter anderem mit Apotheken, Fachärzt:innen und Sozial- und Pflegeeinrichtungen sowie der Gesundheitshotline 1450.

Hier finden Sie weitere Informationen und Factsheets zu Berufsgruppen.

Das Bild zeigt die Berufsgruppen, die in einer PVE arbeiten.

© Mariella Drechsler

Eine PVE ermöglicht Personen verschiedener Gesundheits- und Sozialberufe Folgendes:

  • eine erweiterte Zusammenarbeit und engere Vernetzung
  • eine Erweiterung der eigenen Kenntnisse
  • eine optimale Aufgabenverteilung entsprechend den Kompetenzen
  • flexible Arbeitszeiten
  • die Entfaltung ihres Potenzials durch Teamarbeit in einem kollegialen Umfeld; dies gelingt zum Beispiel durch den Austausch von Fachwissen.
  • eine praxisbezogene Ausbildung; davon können sowohl ärztliche Nachwuchskräfte als auch Auszubildende in anderen Gesundheitsberufen profitieren.

Patient:innen 

  • haben den Vorteil einer leicht zugänglichen ersten Kontaktstelle,
  • profitieren von kurzen Wegen und der engen Abstimmung im Primärversorgungsteam,
  • können ihre:n Hausärzt:in beibehalten und gewinnen weitere Ansprechpersonen,
  • profitieren von längeren Öffnungszeiten inklusive Tagesrandzeiten,
  • können auf ein erweitertes Leistungsangebot und zusätzliche Services zugreifen,
  • entwickeln eine stärkere Gesundheitskompetenz,
  • können Angebote zur Gesundheitsförderung und Prävention nutzen,
  • werden zielgerichtet versorgt, um Krankenhausaufenthalte zu vermeiden.

Ärzt:innen für Allgemeinmedizin können eine PVE gründen und betreiben. Jede PVE benötigt eine eigene Rechtspersönlichkeit.

Eine PVE kann 

  • entweder als Primärversorgungszentrum (PVZ) an einem Standort 
  • oder als Primärversorgungsnetzwerk (PVN) an mehreren Standorten 

gegründet werden.

Das Bild zeigt die Organisationsformen einer PVE.

© Mariella Drechsler

Folgende Rechtsformen kommen für ein Primärversorgungszentrum (PVZ) infrage:

  • Gruppenpraxis als Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH)
  • Gruppenpraxis als Offene Gesellschaft (OG)
  • selbstständiges Ambulatorium

Gesellschafter:innen einer Gruppenpraxis können laut Ärztegesetz nur Ärzt:innen sein. 

Bei einem selbstständigen Ambulatorium können nur 

  • gemeinnützige Anbieter gesundheitlicher oder sozialer Dienste,
  • gesetzliche Krankenversicherungsträger sowie 
  • Bund, Land, Gemeinde, Gemeindeverbände oder von diesen eingerichtete Körperschaften und Fonds als Gesellschafter auftreten.

Bei einem Primärversorgungsnetzwerk (PVN) sind folgende Rechtsformen möglich:

  • Gruppenpraxis als Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH)
  • Gruppenpraxis als Offene Gesellschaft (OG)
  • Verein
  • Genossenschaft

Für den Betrieb eines Primärversorgungsnetzwerkes kommt auch ein Verein oder eine Genossenschaft als Trägerorganisation infrage.

Netzwerke können nur aus freiberuflich tätigen Ärzt:innen, Gruppenpraxen, Angehörigen anderer Gesundheits- und Sozialberufe oder deren Trägerorganisationen gebildet werden.

Eine Primärversorgungseinheit dient als Ausbildungsort für

  • zukünftige Ärzt:innen (Lehrpraxen) sowie 
  • Personen anderer Gesundheitsberufe (Pflichtpraktika).

Auf unserer PVE-Landkarte finden Sie genauere Informationen zu den Angeboten der einzelnen PVE.
 

Die Honorierung erfolgt auf der Grundlage eines bundesweiten Gesamtvertrags der Sozialversicherung.

Auf der Grundlage des Primärversorgungsgesetzes können die Verträge auf Landesebene regional unterschiedlich ausgestaltet sein.

Hier finden Sie genauere Informationen zu den Verträgen und zur Honorierung.
 

Eine Hilfestellung, die Sie auf dem Weg zur Gründung unterstützen soll, stellt die folgende Checkliste dar: 10 Schritte zur Gründung einer PVE