August 2023: Neue Möglichkeiten für Primärversorgungseinheiten
Am Donnerstag, dem 6. Juli 2023, hat der österreichische Nationalrat die Novellierung des Primärversorgungsgesetzes beschlossen.
Ziel der Novelle ist es, den niedergelassenen Bereich deutlich auszubauen und eine umfassende, wohnortnahe Gesundheitsversorgung für alle zu ermöglichen. Statt den aktuell 45 PVE soll sich die Zahl bis 2025 verdreifachen. Durch die Änderungen geht die Gründung einfacher, schneller und eröffnet neue Möglichkeiten – multiprofessionelle Teamarbeit rückt damit immer mehr in den Fokus. Das führt zu schnelleren Gründungen und soll den ambulanten Bereich entlasten.
Das erweiterte Versorgungsangebot schafft auch mehr Angebote im Bereich der Kinder- und Jugendheilkunde. Gleichzeitig sollen durch die neue Gesetzeslage die Arbeitsbedingungen von Ärzt:innen und Personen weiterer Gesundheits- und Sozialberufe verbessert werden.
Die wichtigsten Neuerungen im Überblick
- Die Entstehung von Kinder-PVE wird ermöglicht.
- Neue Zusammensetzung des Kernteams einer PVE möglich
- PVE mit mind. zwei Ärzt:innen: Jede PVE besteht aus einem Kernteam, dem nunmehr mindestens zwei Ärzt:innen für Allgemeinmedizin, eine oder mehrere Personen des gehobenen Dienstes für Gesundheits- und Krankenpflege sowie der Ordinationsassistenz angehören. Darüber hinaus sind orts- und bedarfsabhängig weitere Angehörige von Gesundheits- und Sozialberufen einzubinden.
- Kinder-PVE: Abhängig von den regionalen Gegebenheiten, kann der ärztliche Teil des Kernteams auch aus Fachärzt:innen für Kinder- und Jugendheilkunde bestehen, oder aus einer Kombination von Allgemeinmediziner:innen und Fachärzt:innen für Kinder- und Jugendheilkunde.
- Multiprofessionelle Gruppenpraxis: Zukünftig können auch Angehörige gesetzlich geregelter Gesundheitsberufe, die zur freiberuflichen Berufsausübung berechtigt sind und in der Primärversorgungseinheit hauptberuflich tätig sind, Gesellschafter:innen einer Primärversorgungseinheit sein, wobei diese sogenannte Gruppenpraxis als GmbH betrieben werden muss und die Ärzt:innen die Gesellschaftermehrheit halten müssen.
- Unterschiedliche regionale Anforderungen: Entscheidend für die Art und Anzahl der vertretenen Berufsgruppen und der erforderlichen Qualifikationen sind die jeweiligen regionalen Erfordernisse bzw. der erforderliche Leistungsumfang.
- Abhängig von den regionalen Gegebenheiten können PVE auch an Wochenenden sowie an Feiertagen für die Akutversorgung geöffnet werden.
- Ein verkürztes Auswahlverfahren für PVE ist ab sofort möglich.
- Sind in einer Versorgungsregion zwei Stellen für Allgemeinmediziner:innen und/oder Fachärzt:innen für Kinder- und Jugendheilkunde unbesetzt, haben die Ärztekammer und Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) künftig sechs Monate Zeit, neue Ärzt:innen zu finden. Danach können Land und ÖGK in Abstimmung mit den anderen Krankenversicherungsträgern gemeinsam die Ausschreibung einer Primärversorgungseinheit initiieren.
- Auch Wahlärzt:innen sowie Wahl-Gruppenpraxen für Allgemeinmedizin und/oder Fachärzt:innen für Kinder- und Jugendheilkunde können sich für das ausgewiesene Versorgungsgebiet bewerben.
- Alle Details erfahren Sie im aktualisierten Handbuch für Gründer:innen von PVE.
Für das RRF-Projekt zur Attraktivierung und Förderung der Primärversorgung in Österreich bedeutet das:
- Die 100 Millionen Euro des RRF-Fonds (Aufbau- und Resilienz-Plan, Recovery and Resilience Facility) der EU können nun umfassender für die Umsetzung von PVE genutzt werden. Alle diesbezüglichen Infos finden Sie unter den Förderungen (Stand: 1. 8. 2023).
- Mit der Novellierung kann die Vision einer multiprofessionellen Primärversorgung, welche die Plattform Primärversorgung seit ihrer Gründung verfolgt, noch stärker in der Praxis gelebt werden.
Informationen für Patient:innen:
Auf der neuen Website des Gesundheitsportals finden Sie weitere Details rund um das Thema Primärversorgung:
- viele Infos über die Primärversorgung in Österreich und alles rund um das Thema PVE inkl. aller Vorteile
- Praxisbeispiele und Expertenmeinungen
- Fragen & Antworten
- Entwicklungen in der Primärversorgung inkl. Erklärungen zum neuen Primärversorgungsgesetz
- wichtige Begriffe in der Primärversorgung – verständlich erklärt