Wie haben Primärversorgungseinheiten (PVE) die Patientenversorgung verändert? Wie sind die Arbeitsbedingungen von Hausärzt:innen in PVE? Und von welchen dieser Erfahrungen könnten Hausärzt:innen in Einzelordinationen profitieren?
Diesen Fragen ging die Gesundheit Österreich GmbH gemeinsam mit dem Dachverband der Sozialversicherungsträger im vergangenen Jahr im Projekt „Handlungsempfehlungen zur Attraktivierung der hausärztlichen Versorgung in Österreich“ nach. Denn während es zur Entwicklung und Unterstützung von Primärversorgungseinheiten (PVE) bereits einige Konzepte, Projekte und Studien gibt, ist über andere Organisationsformen in der Primärversorgung erst wenig erforscht – doch auch diese Organisationsformen gilt es zu stärken.
87 Dokumente, drei Fokusgruppen
Methodisch analysierte das Projektteam insgesamt 87 Dokumente, in denen Erwartungen an PVE sowie Erfahrungen mit PVE zum Ausdruck kommen. Um die tatsächlichen Veränderungen in der Patientenversorgung und bei den Arbeitsbedingungen in den Blick zu nehmen, wurden zusätzlich zwei Fokusgruppen durchgeführt: Patient:innen aus PVE und Hausärzt:innen aus PVE. Die Ergebnisse dieser Fokusgruppen waren die Basis für eine weitere Fokusgruppe: Hausärzt:innen aus Einzelordinationen.
Ergebnisse aus PVE
Unter den befragten Patient:innen und Hausärzt:innen von PVE zeigte sich eindeutig: Primärversorgungseinheiten bieten mit ihrem erweiterten Versorgungsspektrum eine Reihe von Vorteilen. Positive Veränderungen für PVE-Hausärzt:innen sind beispielsweise der fachliche Austausch mit Ärzt:innen bzw. mit Angehörigen von Gesundheits- und Sozialberufen und die Entlastung durch Kolleg:innen. Sie haben Freude an der Teamarbeit, mehr Zeit für ärztliche Tätigkeiten und mehr Freizeit.
Auch Personen, die PVE aus der Sicht als Patient:innen kennen, sehen positive Veränderungen: Sie schätzen die Professionalisierung der Versorgung, die zunehmende Interprofessionalität und Vernetzung sowie die optimierten Zeitressourcen. Insgesamt haben die befragten Patient:innen 104 konkrete Veränderungen identifiziert, zum Beispiel ausgedehnte Öffnungszeiten und mehr Zeit für Patientengespräche.
Relevanz für Einzelordinationen
Welche dieser Veränderungen, Erfahrungen und Learnings sind für Hausärzt:innen in Einzelordinationen relevant? In der Fokusgruppendiskussion sprachen sich die befragten Ärzt:innen für eine Erweiterung des Leistungs- und Berufsgruppenspektrums entsprechend der PVE aus, wobei das Versorgungsangebot für die Patient:innen kostenlos sein sollte. Weitere relevante Themen waren für die Teilnehmer:innen dieser Fokusgruppe die Organisation in der Ordination sowie in der Versorgungsregion, der Ausbau digitaler Strukturen und Angebote, die Verbesserung der Kommunikation mit nachgelagerten Strukturen sowie gesetzliche Rahmenbedingungen und Regulatorien für alle Organisationsformen in der Primärversorgung.
Handlungsoptionen
Wie können nun die Erfahrungen aus PVE auf Einzelordinationen übertragen werden, um die Primärversorgung in Österreich insgesamt zu stärken? Dazu hat das Projektteam 13 mögliche Handlungsoptionen abgeleitet – von der Gewährleistung erweiterter Öffnungszeiten in der Region bis hin zur Etablierung von niederschwellig zugänglichen Beratungsangeboten.
Alle Details zur Studie, die Ergebnisse sowie die Handlungsempfehlungen sind im Ergebnisbericht „Erfahrungen aus bestehenden Primärversorgungseinheiten als Basis zur Entwicklung von Handlungsoptionen für hausärztliche Einzelordinationen“ nachzulesen, der auf der GÖG-Website und der Website des Dachverbands der Sozialversicherungsträger veröffentlicht wurde.